Am vergangenen Mittwoch, 16. Mai 2018, fand auf Initiative der LAUSITZRUNDE beim Zweckverband „Industriepark Schwarze Pumpe“ die Auftaktveranstaltung zur „Ideenschmiede Lausitz“ statt. Die vom Zweckverband in Kooperation mit dem Centrum für Energietechnologie Brandenburg (Cebra) konzipierte Fachveranstaltung stand unter dem Thema „EnSekT– Energietechnologien und Sektorenkupplung“. Getrieben von der Erkenntnis, das die Lausitz in den nächsten Jahren vor einer gewaltigen Herausforderung steht – der sozialverträglichen Umsetzung der Klimaschutzziele im nationalen und europäischen Konsens – fanden sich auf dieser Konferenz Vertreter von Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um über die künftigen technologiebezogenen Möglichkeiten der Region Lausitz zu sprechen. Diskutiert wurde auch das zukünftige Leitbild Lausitz und die Chance, vorhandene regionale Kompetenzen in den Gestaltungsprozess einzubeziehen.

„Die Vergangenheit kann man nicht zurückholen. Die Gegenwart kann man nicht anhalten. Die Zukunft aber kann man gestalten“ – lautete das Motto der Konferenz.

 

Kraftwerke alt lassen, aber neu Denken - Wasserstofftechnologie

Der mit besonderer Spannung erwartete Vortrag von Prof. Harald Weber von der Universität Rostock erfüllte die hohen Erwartungen. Prof. Weber beschäftigte sich damit, wie Braunkohlekraftwerke in Speicherkraftwerke für eine zuverlässige Energieversorgung umgewandelt werden können. „Es geht um Versorgungssicherheit und Systemstabilität beim Übergang zu regenerativen elektrischen Energieversorgung“, so Prof. Weber, der in seinen Ausführungen weit bis in die Industriegeschichte ausholte und die sozialen Auswirkungen beschrieb, die bereits die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt nach sich zog. „Das  setzt sich bis heute fort.“ Er machte darauf aufmerksam, dass alles im globalen Zusammenhang zu sehen ist und regionales Denken allein nicht zum Ziel führt. Sein Ansatz heißt: „Kraftwerke alt lassen, aber neu denken.“ Das neu gedachte Kraftwerk der Zukunft setzt auf Wasserstofftechnologie und regelt bereits verfügbare Elemente. Aber langfristig könne man, so Weber, natürlich nicht nur Neues machen, indem man das gute Alte erhält. „Wir werden in weiter Zukunft auch wieder Kraftwerke bauen müssen – aber ohne die Nutzung fossiler Energien.“ René Just vom Unternehmen Energiequelle in Zossen, welches sich in erster Linie mit erneuerbaren Energien beschäftigt, zeigte an, Pilotprojekt in dieser Richtung unterstützen zu wollen.

 

Wir sprechen noch nicht mit einer Stimme

Dr. Gunthard Bratzke vom isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung Halle brachte seine Erfahrungen mit angewandter Förderpolitik ein und machte darauf aufmerksam, dass es nötig sei, zielgerichtet bis 2022 „am Geldhahn zu drehen“. Beim Strukturwandel komme es darauf an, welche konkreten Projekte anstehen und welche Besonderheiten es zu berücksichtigen gelte, wenn es um ein typisches ostdeutsches Braunkohlerevier geht. Bratzke stellte fest, dass ein einheitliches strukturpolitisches Signal an Bund und EU gehen muss, konstatierte aber auch: „Wir sprechen noch nicht mit einer Stimme.“ Holger Hanisch von der Wankel SuperTec GmbH meinte dazu in der anschließenden regen Diskussion: „Aufträge würden uns mehr helfen als Fördergelder.“ Alexander Lengstorff Wendelken von der TSS GmbH Schwarze Pumpe forderte mehr Selbstbewusstsein in der regionalen Unternehmerschaft, lobte die Leistungsfähigkeit der Lausitzer Wirtschaft und ihrem wissenschaftlichen Partner, der BTU Cottbus-Senftenberg: „Wir können uns nicht weiterhin nur auf die großen Unternehmen verlassen, sonst passiert nichts.“ Lengstorff brachte den Strukturwandel für sich so auf den Punkt: „Lasst uns einfach reinsetzen und losfahren!“

 

Projektskizze wird in Brüssel präsentiert

Gerhard Hänel von der ASG Spremberg GmbH, der die Ideenschmiede moderierte, freute sich über die gute Beteiligung an der Ideenschmiede. „Wir haben thematisiert, wie der Standort Lausitz nachhaltig erhalten werden kann, indem modellhafte Szenarien vor Ort entwickelt werden, die auch anderswo in vergleichbaren Situationen übernommen werden können. Das war ein erster Schritt und damit ein Erfolg.“

Bis Ende Juni wird nun eine Projektskizze dazu erstellt, die dann Mitte Juli der Generaldirektion Energie  der Europäischen Kommission als Projekt für eine Förderung   in Brüssel präsentiert werden soll. In der zweiten Ideenschmiede, die für Oktober geplant ist, wird das Ergebnis dann wieder ausgewählten Unternehmen und Universitäten vorgestellt. An die Spitze der Aktivitäten haben sich gemeinsam mit der LAUSITZRUNDE wieder der Zweckverband Industriepark Schwarze Pumpe und das Centrum für Energietechnologien Brandenburg (Cebra) gestellt.