WWF Deutschland hat im Oktober 2017 gemeinsam mit WWF Bulgarien, WWF Griechenland und WWF Polen das Projekt "Just Transition Eastern & Southern Europe" gestartet, unterstützt durch die Europäische Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums.
Ziel des Projekts ist die Entwicklung von Transformationsstrategien für bestimmte Regionen in Bulgarien (Bobov Dol im Südwesten des Landes) und Polen (Schlesien) weg von Kohle und hin zu nachhaltigen wirtschaftlichen Aktivitäten, gestützt auf Erfahrungen in Deutschland. Jeder Plan bildet die Grundlage, um regional angepasste Forderungen nach sozialverträglichen Strukturwandelpfaden und Optionen für die regionalwirtschaftliche Entwicklung zu stellen. Dies erfolgt nach dem Modell einer Roadmap für Westmakedonien (Griechenland), das das WWF Griechenland erstellt und bereits veröffentlicht hat.
Paul Köhne Bürgermeister Stadt Drebkau
im Zeitraum vom 06.06.2019 bis zum 09.06.2019 habe ich für die Lausitzrunde an einer durch den WWF organisierten Studienfahrt nach Bulgarien teilgenommen.
Die Studienfahrt war eine von vier Studienfahrten in europäische Kohlereviere, die der WWF zum Thema Strukturwandel durchführt.
Die ersten beiden Studienfahrten führten nach Griechenland und ins Ruhrgebiet. Im Herbst ist ein Besuch im polnischen Kohlerevier in der Nähe von Kattowitz geplant.
Die Studienfahrt, die in das Kohlerevier um die Stadt Pernik in der Nähe von Sofia führte, hat bei mir tiefe Eindrücke hinterlassen.
Bulgarien, eines der ärmsten Staaten Europas, hat aktuell keine Antworten auf den Strukturwandel.
Es fehlt nicht nur an den finanziellen Möglichkeiten, den Strukturwandel anzugehen.
Wesentlich einschneidender ist nach meiner Einschätzung, dass in Bulgarien erhebliche politische, gesellschaftliche und rechtliche Defizite bestehen.
Politisch fehlt es der Regierung offenbar am Bewußtsein, Verantwortung zu übernehmen und sich für einen erfolgreichen Strukturwandel einzusetzen. Korruption scheint überall gegenwärtig.
Gesellschaftlich fehlen die Strukturen, die zu einer notwendigen gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Strukturwandel führen und die notwendig sind, die vom Strukturwandel betroffenen Menschen mitzunehmen.
Rechtlich fehlt es an den Mechanismen, die den Strukturwandel erst möglich machen.
Alle diese Defizite werden offensichtlich,
wenn man durch Stadtteile mit leergezogenen und dem Verfall preisgegebenen Hochhäusern fährt,
wenn man Schulen besucht, die gerade einmal noch von 26 Schülern besucht werden,
wenn man mit Kommunalvertretern spricht, die keine Perspektiven aufzeigen können,
wenn man mit ehemaligen Bergarbeitern redet, die ihren Job von einen auf den anderen Tag verloren haben und gerade einmal einen Monat weiter bezahlt wurden.
Von 7 Millionen Bulgaren leben 2 Millionen Bulgaren im Ausland.
Zahlen, die deutlich zeigen, wo die Bulgaren aktuell ihre Zukunft sehen.
Weitere Infos zu diesem Projekt unter: Just Transition in den Kohleregionen